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Pressemitteilung

Brauchen Technik im Dienst des Menschen

Prof. Ralf Lankau

Prof. Ralf Lankau

Allgäuer Zeitung

Vortrag Professor Ralf Lankau spricht zum Thema „Aufwach(s)en mit digitalen Medien“

Buchloe „Aufwach(s)en mit digitalen Medien“ lautete der Titel des Vortrags von Professor Ralf Lankau aus Offenburg. Unter den Zuhörern im Gasthaus Eichel in Buchloe befanden sich einige Lehrer und pädagogische Fachkrafte. Der ÖDP-Kreisverband Ostallgäu-Kaufbeuren als Veranstalter hatte sich allerdings mehr Zulauf versprochen, denn „der sinnvolle Einsatz von Medien beim Lehren und Lernen“ sei nicht nur in Wahlkampfzeiten ein aktuelles Thema.

Der Hochschulprofessor für Mediengestaltung und -theorie zeigte die Geschichte der Digitalisierung, die mit Lernmaschinen 1910 begann, auf und datierte die ersten Computer an Schulen ins Jahr 1984, damals noch im Intranet ohne Verbindung zum www. Von Beginn der öffentlichen Diskussion um die „Computerisierung“ fragten sich Autoren, Presse, Wirtschaft und Forschung, ob erfolgreicher Unterricht auf jeden Fall besser digital stattfinden sollte. Diese Behauptung ist inzwischen wissenschaftlich und durch viele Studien widerlegt worden. Lankau ist überzeugt: „Heute werben Schulen mit Tabletklassen und WLAN, morgen wieder damit, dass Kinder von realen Lehrern unterrichtet werden.“

Trotz der immensen schon investierten Kosten sowie der Lobbyarbeit von IT-Industrie und Politik gehe es nicht um bessere Medientechnik und -ausstattung in Kitas und Schulen, sondern um Präsenz- statt Frontalunterricht sowie Lehrerpersönlichkeiten und kein sozial isoliertes Arbeiten am Display. Gesundheitliche Folgen bei Kindern, ebenfalls bewiesen durch Studien, sind laut Lankau unter anderem Suchtverhalten, Aufmerksamkeitsstörungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, eine verkürzte Nackenmuskulatur, die Hemmung der Sprachentwicklung, Vereinsamung und soziale Isolation. Der Referent erinnerte daran, dass die weltweite Tabakindustrie 40 lange Jahre mantrenhaft erzählt hat, dass Rauchen angeblich nicht schädlich sei.

Doch ist die Lage wirklich völlig verfahren und können Erwachsene nichts mehr tun für die Kinder und Jugendlichen? Einige der Wortmeldungen in der anschließenden Diskussionsrunde gingen in diese Richtung: Nein, gab Lankau mit auf den Weg, beispielsweise die kürzlich eingeführte Europäische Datenschutzverordnung sollte als Chance begriffen werden Denn jeder Nutzer habe nun das Recht auszusteigen. Da WhatsApp erst ab 16 Jahren erlaubt ist, liege die Verantwortung für Kauf und Einrichtung der Handys vollständig bei den Eltern. Jeder Bürger dieses Landes habe es selbst „in der Hand, seine Daten nicht mehr zu prostituieren“.

Lankau sagte. „Das Thema lautet: Medienmündigkeit statt Medien(bedien)kompetenz! Wir brauchen eine Technik im Dienst des Menschen, auch in der IT. Neu denken: datensparsam, dezentral, transparent, Löschoption und nutzerbestimmt. Seine provokanteste These des Abends lautete: „Wollen wir wirklich ein digitales Fukushima?“ (uta)

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